Wissen in homöopathischen Dosen

by | 10. Dez 2012 | Gezwitscher | Kein Kommentar

Was bisher geschah…

Am 6. Dezember 2012 twitterte Mario Sixtus (@sixtus) folgendes:

Der darin enthaltene Link zeigt auf die Webseite der Süddeutschen Zeitung und zwar auf den Artikel Kerosin in Kügelchen. Darin wird von Sebastian Herrmann der klägliche Versuch unternommen, im Schnelldurchlauf einen Überblick über die Haltung der Schulmedizin zur Homöopathie zu geben. Leider ist der Artikel nicht nur schlecht geschrieben sondern auch schlampig recherchiert und auf dem argumentatorischen Niveau gehalten, das einem entgegenschlägt, wenn man zufällig, aus Langeweile oder sogar Verzweiflung das tut, was man nie wieder tun wollte als anständiger Mensch, nämlich ein Druckerzeignis aus dem Hause Axel Springer aufzuschlagen. Unterschichtenjournalismus.

Platte Behauptungen, stumpfe Vorurteile, billige Klischees und über allem der pseudojournalistische Zuckerguss, das Allheilmittel der Tendenzschmierfinken, die Berufung auf die Wissenschaft. Alles in allem ein ärgerlicher, wenn auch nicht weiter bemerkenswerter Artikel, der dann aber leider doch mit dem disqualifizierenden Satz endet: Man müsse aber auf das Risiko-Nutzen-Verhältnis schauen – und das sehe bei einer unwirksamen Methode wie der Homöopathie schlecht aus. Das Wort Homöopathie ist zu allem Überfluss auch noch auf die URL www.sueddeutsche.de/thema/Homöopathie verlinkt, einer Rubrikenseite, auf der dann das gesamte bedauerliche Welt- und Menschenbild der sogenannten „Wissenschaftsredaktion“ der Süddeutschen Zeitung zum Vorschein kommt. Dass die CDU beim ZDF die weltanschauliche Richtung vorgibt, ist ja seit geraumer Zeit bekannt, dass allerdings die CSU bei der Besetzung der sog. „Wissenschaftsredaktion“ der SZ die Finger im Spiel hatte, war mir neu.

Die Behauptung, Homöopathie sei von Haus aus und grundsätzlich unwirksam und seit neustem sogar schädlich wollte ich in einem seriösen Medium, für das ich die SZ nach wie vor halte, nicht so ohne weiteres und unkommentiert stehen lassen, also verfasste ich einen Kommentar. Da man die Kommentare bei der SZ-Seite leider nicht einzeln verlinken kann, hier ein Screenshot.

Homöpathie als „unwirksam“ zu bezeichnen ist unseriös.

Nach getaner Arbeit wollte ich den Überbringer der Nachricht, besagtem @sixtus, den ich bis zu dem Zeitpunkt – trotz seiner (gelegentlichen) Tätigkeit für das ZDF – ebenfalls für seriös und zumindest im Ansatz für einen Journalisten hielt, darüber informieren, dass nicht jeder Link, den er über Twitter verbreitet, ausschliesslich auf seriösen oder gar ernstzunehmenden Inhalt führt.

Dass ich nicht der einzige war, der den Artikel in der SZ eher dünn fand, beruhigte mich zunächst:

Was dann allerdings vom Kollegen @sixtus folgte, war leider ein Armutszeugnis – sogar für jemanden vom ZDF.

Wo anerkannte Wissenschaftler darüber diskutieren, ob ein unterstützendes Miteinander herkömmlicher und alternativer Behandlungsmethoden nicht das beste Konzept für die Zukunft der modernen Medizin ist, stellt sich die SZ – rund 220 Jahre nach der Aufklärung – auf die Position des im Mittelalter stehengebliebenen Wissenschaftsklerus, der sich mit einer Verbitterung an den Ergebnissen der Forschung festbeisst, die offensichtlich den Blick auf die moderne Welt verstellt.

Und da man als Mitarbeiter des ZDF zur Zeit nicht allzu viel zu lachen hat, lässt sich @sixtus zu guter letzt auch noch zu folgendem Fauxpas hinreißen:

Ich gehe an dieser Stelle davon aus, dass jeder denkende, moderne, aufgeklärte Mensch weiß dass die Homöopathie, genau wie die Akupunktur oder andere alternative Verfahren, sehr wohl eine anerkannte Heilmethode darstellt, die seit über 200 Jahren Millionen von Menschen Linderung und Heilung bescherte. Ein stumpfes Beharren auf empirischem Wissen, mit dem Wissenschaftler und Lobbyisten das zu beweisen glauben, wovon sie am meisten profitieren, erinnert hier sehr an eine Zeit, in der es gefährlich war, zu äußern, die Erde sei keine Scheibe. Googeln Sie bitte mal Aufklärung, Herr @sixtus, ja genau! Der Artikel über Kant könnte helfen. Falls Ihnen das zu hoch ist, der BR hat da was für Sie. Ich muss in solchen Momenten auch immer an den leider viel zu früh verstorbenen Kollegen Hanns Joachim Friedrichs denken, der auf die Frage, woran man einen guten Journalisten erkenne, folgendes antwortete: Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört. Keine Häme, keine Pointe, kein Volltreffer, nur ein guter Rat, lieber @sixtus.

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