Tag der Arbeit!

by | 1. Mai 2015 | Berlin, Fotos, Kunst | Kein Kommentar

Tag der Arbeit

Ich hatte heute einen entspannten und trotzdem sehr produktiven ersten Mai. Vor allem weil ich mich von allem fern gehalten habe, was in Berlin diesen Tag ausmacht. Hier ein kurzes Protokoll:

Aufgewacht * Blick auf’s Handy * Uhrzeit für zu früh empfunden * Liegengeblieben * Nach einem Buch gegriffen * Festgestellt, dass die Brille auf dem Schreibtisch liegt * Mich alt gefühlt * Nach dem iPad gegriffen * Festgestellt, dass der Akku noch für eine Sendung in der Mediathek reicht * Neo Magazin Royale geschaut * Hin und wieder gelacht * Aufgestanden *

Geduscht * Gewogen und für zu schwer befunden * Laptop aufgeklappt * Gewundert * Leere Rotweinflasche entdeckt * Verstanden * Twitter gecheckt * Gewundert * Eigentlich nicht gewundert * Beschlossen was aus dem Tag zu machen * Frage: Nur was? * Antwort: Kunst! * Beschlossen Fotos zu machen * Frage: Nur wo? * Antwort: Hanseviertel! * Frage: Hanseviertel? * Warum nicht? * Ausrüstung gepackt * Mich für den Rucksack entschieden * Vorsichtshalber alles reingepackt * Zweite Kamera? * Warum nicht? * Analoge Kamera? * Warum nicht? * Blitz? * Man weiß ja nie! * Alle Objektive eingepackt * Für alle Fälle! * Laptop? * Klar! * Zeitung? * Auf Jeden! * Buch? * Nur falls es langweilig wird! * Was zu trinken? * Auch! * Im Tiergarten weiß man ja nie… * Rucksack angehoben und für zu schwer befunden * Was tun? * Erstmal Frühstück! * Kaffee * Käsebrot * Zwei Sorten Käse * Obatzda * Mit viel Zwiebeln? * Klar! * Oh! Schon eins… * Umentschieden * Tasche gepackt * Eine Kamera * Manche sagen ja „Foto-Apparat“ * Und ein Objektiv * Das Weitwinkel * Is ja eher eng im Tiergarten * Sonst nix? * Sonst nix! * Zwei Akkus * Los geht’s! * Oh! Schon halb zwei… * Zack durch den Tiergarten! * Wie der Blitz * Fahrradfahrer * Touristen * Polizei * Idioten * Noch mehr Polizei * Noch mehr Idioten * Großer Stern * Noch mehr Idioten * Kaum Polizei * Gewundert * Zack! Weiter durch den Tiergarten * Zweite rechts * Oh? Schon da! * Fahrrad angekettet * Motiv gesucht * Alles scheisse! * Lauter Bäume vor den Häusern * Bäume oder Autos * Im schlimmsten Fall beides * Oder noch schlimmer: Menschen * Neues Motiv gesucht * Kamera rausgeholt * Abgedrückt * Angeschaut * Gewundert * Geht doch! *

Hansaviertel

So hat man sich in West-Berlin in den 50er Jahren die Zukunft vorgstellt

Weiter Bilder gemacht * Einen jungen Mann gebeten, sich kurz auf einen andere Bank zu setzen * Unverständliche Blicke geerntet * Bitte auf Englisch wiederholt * Ein freundliches Lächeln geerntet * Wohl doch nicht von hier? * Can you make us Foto after? * Yes, yes, I can * After… *

Hansaviertel

Flachbau an Hochhaustrümmer

Nette junge Männer * Aus Israel * Nett geplaudert * Zum ersten Mal in Berlin? * Yes, yes * Und dann im Hanseviertel? * Nicht weiter nachgefragt * Sieht hier wahrscheinlich aus wie zu Hause * Versucht mit israelischem Android-Handy Fotos zu machen * Eines wird schon gehen * Thank you! * Welcome! * Das wird bestimmt mal was wert * Enjoy Berlin! * Kamera eingepackt * Neue Herausforderung gesucht * Niemeyer-Haus * Tolles Gebäude * Leider völlig zugeparkt * Beschlossen heute doch ein paar Autos anzuzünden * Is ja nur ein Mal erster Mai * Keine Streichhölzer gefunden * Umentschieden * Doch Fotos gemacht * Von vorne * Voll auflichtig * Das ist, wenn die Sonne voll drauf scheint * Wird schon gehen * Photoshop * Von Frau mit Kinderwagen gefragt, was ich fotografieren würde * „Bäume und Autos“ gesagt * Ungläubigen Blick geerntet * Weitergefahren * Neue Herausforderung gesucht * Keine gefunden * Straßenseite gewechselt * Oh, ein Straßenfest! * Am U-Bahnhof Hansaplatz? * Durst verspürt * Bier Gekauft * Von älterem Herren gefragt worden, ob ich wohl einen Euro übrig hätte * Dem Herren ein Bier gekauft * Nachher gibt der das Geld noch für Essen aus… * Fotos gemacht * Wer sagt denn, dass man von hässlichen Bahnhöfen keine Fotos machen kann *

Hansaviertel

Mülleimer im Anschnitt macht aus jedem Bild einen Leckerbissen

Kamera eingepackt * Weitergefahren * Wo geht’s hier nochmal zum Hanseatemweg? * Angehalten * Gewundert * Ein Gebäude entdeckt, das von Le Corbusier sein könnte * Gewundert * Kamera rausgeholt * Obwohl… * Ich wollte ja jetzt nur noch „Foto-Apparat“ sagen * Bilder gemacht * Passanten gefragt * Ein Mann mit dem Namen Le Corbusier sei ihnen nicht bekannt * Pikiert ab *

Hansaviertel

Nein, ein Herr Le Corbusier ist uns hier nicht bekannt

Gewundert * Nun gut * Weiter zum Hanseatemweg * Da isser ja * Voller Autos * Und Menschen * Nicht gewundert * Erstmal hingesetzt * Kaffee bestellt * Erstmal eine rauchen * Zeitung ausgepackt * Ja, die nehm‘ ich immer mit * In ‚Sonst nix‘ ist die aktuelle Zeitung immer mit inbegriffen sozusagen * Nur so zur Info * Also gelesen * Der Freitag * So heisst die Zeitung * Ich finde die gut * Kommt nur allzu selten * Ein Mal die Woche * Am Donnerstag * Obwohl sie Der Freitag heisst * Und ich komme nur allzu selten dazu, die mal richtig zu lesen * Wann wenn nicht jetzt * Also: * Der Kommende Aufstand * Kam nicht! * Hmm * Is Blöd! * Vor allem weil das Buch so heisst * Scheiss Titel * Oder scheiss Aufstand * Der nicht kommt, wenn man ihn braucht * Stattdessen: Viele Aufstände * Überall * Jeden Tag sozusagen * Auch gut * Also Buch umbenennen? * Die kommenden Aufstände * Klingt gut finde ich * Wird nur keiner machen, die alten sind ja schon ausgeliefert * Athen war nur der Anfang * Athen? * Egal * Nochmal Kaffee bestellt * Neuer Text * Jana Hensel * Über Frauen * Und Feminismus * Kluge Sätze * Guter Text * Wir sollten weniger regulieren und mehr ermöglichen * Einfach so * Weil es besser für uns alle ist * Und weil wir alle mehr davon haben * Vor allem die Männer * Kluge Frau * Was ist mit meinem Kaffee? * Werde belehrt * Selbstbedienung * Also rein * Kaffee kaufen * Als ich rauskomme stellt gerade eine Dame um die Sechzig ihren Tee auf meine Zeitung * Entschuldigung * Ja bitte * Ich hatte extra meine Zeitung und meine Zigaretten liegen lassen, damit Sie dann Ihren Tee… * Ach so! * Keine Entschuldigung * Kann ich ja nicht wissen * Pikiert ab * Die haben sich aber auch immer, diese Hanseaten * Es folgen vier Enkel samt zugehöriger Elternschaar * Der einzige verbliebene Tisch fasst vier, sagen wir sechs Personen * Die Stimmung unter den Eindringlingen ist angespannt * Es wird ge-icht * Ich – ich – ich – ich * Freien Achter-Tisch im Schatten erspäht * Beschlossen, lieber in der Sonne zu sitzen *

Die Akademie der Künste am Hanseatemweg - hier ohne Idioten

Die Akademie der Künste am Hanseatemweg – hier ohne Idioten

Weitergelesen * Fast vergessen, eine zu rauchen * Es folgen ca. neun Erwachsene * Alle schlecht gelaunt * Man zwängt sich an den Vierer-Tisch hinter mir * Ich kann das nicht sehen, aber den Stimmen der Beteiligten ist das deutlich anzuhören * Die Stimmung wird minütlich angespannter * Selbstbedienung – ein Skandal * Die Kinder spielen * Die Eltern zetern * Ich rauche weiter * Ich lese * Weiter * Der Freitag * Keine Minute später ertönt hinter mir ein entsetztes Gezeter * Tut mir leid, aber ich halte das wirklich nicht aus * Ich fühle mich nicht angesprochen * Wenn mir jemand permanent Rauch mitten ins Gesicht bläst * Ich fühle mich immer noch nicht angesprochen * Die Zeternde läuft bewusst an mir vorbei und zischt: Das darf ich ja wohl noch sagen! * Ich fühle mich angesprochen * Ich nehme die Zigarette aus dem Mund * Ich sage höflich: Na klar dürfen Sie! Ist ja ein freies Land. * Ich lese weiter * Alexander Osang (Neues Buch) – Wohl ganz gut, auch wenn der Verfasser des Artikels ihm den Wechsel von der Berliner Zeitung zum Spiegel nicht zu verzeihen vermag * Neue Tocotronic (kenn ich schon) – kommt schlechter weg als ich sie erlebt habe * Währenddessen schwadroniert das Tee-und-Sahne-Torten-verschlingende Bürgertum hinter mir über Hunde in Hannover, Hunde in Berlin, Hunde allgemeine und Hundebesitzer als die neuen Nazis, DNS-Test von Hundehaufen in London oder New York (wird ja gern mal verwechselt) und über Manieren * Ich fühle mich nicht angesprochen * Habe keinen Hund * Und Manieren halte ich für ein Instrument Bürgerlicher Unterdrückung * Also rauchen * Gezeter * Weiterlesen * Das Lärmen der Kinder stört mich nicht * Das Gewäsch der Eltern und Großeltern schon * Zurück zur Zeitung * re:publica (Netzkonferenz) muss sich immer noch auf das Thema „Überwachung“ reduzieren lassen * Ich fühle mich angesprochen * Boah! * Weiterlesen * Wir Künstler tun zu wenig gegen Überwachung * Wir quatschen nur * Tun nix * Stimmt! * Fühle mich angesprochen * Schüttle den Kopf * Fühle mich immer noch angesprochen * Einer der älteren Herren hinter mir – was trinken die eigentlich (denn rauchen tun die ja nicht) – fühlt sich zu der These berufen, das Hanseviertel gehöre „Samt und sonders ABGERISSEN“ * Schüttle den Kopf * Denke: Macht nur! * Wenn morgen das Hanseviertel abgerissen wird, werden die Bilder, die ich heute gemacht habe, vielleicht ja doch noch was wert * Rauche weiter * Zurück zum Text * re:publica * Überwachung * Nun muss ich mich also nicht nur von der hannoveraner Bourgeoisie der Rücksichtslosigkeit wegen Rauchens sondern auch noch vom Freitag, meinem Lieblings-Medium, der Passivität in Punkto Überwachung bezichtigen lassen? * My Ass! * Ich zücke meinen Laptop * Jaaaaaa. Auch der fällt unter „Sonst nix“! * Also Laptop * Ihr wisst schon… Laptop * Passwort * Tippe * Titel * Steht noch nicht fest * wird also auch noch nicht verraten * Irgendwas mit Wahrheit * Vielleicht * Tippe weiter * Ein Roman von Juergen Arne Klein * Denke „hä?“ * Egal * Ein Roman von Juergen Arne Klein eben * Genauso wie die vierhunderzweiunddreissig anderen nie geschriebenen ROMANE VON JUERGEN ARNE KLEIN * Mann! * Tippe weiter * Die Entourage aus halbgebildeten Hausfrauen und frisch frustrierten Eltern hinter mir trollt sich * Stille * Konzentration * Ich tippe eine gefühlte Stunde weiter * Die Sonne scheint * Ich rauche nicht, ich tippe nur * Vier Seiten * Ohne nachzudenken * Es fliesst * Einfach so * Eine Skizze – Mehr nicht * Lese kurz * Geht! * Muss auf’s Klo * Zahlen? * Ach nee! * Selbstbedienung * Und jetzt kommt… * Kein Witz * ALLES wonach ich an diesem Tag im Hanseviertel offenbar vergeblich gesucht habe, liegt nun einfach so vor mir *

Treppe zum Klo

Treppe zum Klo

Fragt nicht * Die Bilder sprechen für sich! * Ich komme also vom Klo und will eigentlich nach Hause fahren * Genug gesehen * Genug fotografiert * Und plötzlich das:

Hier drehe ich meinen nächsten Agentenfilm!

Hier drehe ich meinen nächsten Agentenfilm!

Schnell heimlich ein paar Bilder gemacht * Klaus Staeck getroffen * Geplaudert * Ausstellung empfohlen bekommen * Neugierig geworden * Karte gekauft * Viel Spaß! * Bin Gespant * Ausstellung betreten * Heimlich fotografiert * Werde ermahnt * Das Fotografieren in der Ausstellung ist durchaus erlaubt * Ja sogar erwünscht * Nein! * Doch! * Wundere mich * Fotografiere Weiter * Christo * Beuys * Blinkt Palermo * Und all die anderen Nasen * Geil * Blinky Palermo? * Geil * Ein handschriftlicher Brief von Blinkt Palermo * Kann mich zurückhalten ihnn abzufotografieren * Empfinde es als Sakrileg * Blinky Palermo * Klaus Staeck * Freunde * Bin gerührt * Vermisse Kippenberger * Gehe weiter * Viel Beuys * Immer wieder Beuys * In einem Video sagt Beuys einen sehr geilen Satz * Bin noch mehr gerührt * Es wird viel gelacht in dem Video * Denke: Toll, dass die damals schon video hatten * War aber Film * Denke über mein Studium nach * Was für eine Freundschaft * Wünsche mir einen Freund wie Klaus Staeck * Vermisse Kippenberger * Josef Beuys * Der Bertold Brecht unter den Fettbildhauern * Im Gespräch * Sagt kluge Sätze * Mache Fotos * Bin Gerührt *

Um zu der Seite mit allen Bildern der Ausstellung zu gelangen, bitte auf das Bild klicken!

Um zu der Seite mit allen Bildern der Ausstellung zu gelangen, bitte auf das Bild klicken!

Fahre nach Hause * Ich wechsle jetzt vom Perfekt ins Präsenz * Vom Perfekt ins Präsenz gewechselt * Das ist übrigens die Stelle, an der ich von meinen aushäusigen Aktivitäten zurückgekehrt bin und mich an den heimischen Rechner gesetzt habe, wo also die Vergangenheit des heutigen Tages hinter und die Zukunft des nun zu verfassenden Blog-Postes und somit die Zukunft von uns allen vor mir mir liegt. * Ihr müsst das nicht verstehen! * Das nur als Service-Information für die künftigen Generationen von Literatur-Historikern, die – vom Leistungsdruck des viel zu schnellen Studiums getrieben – vielleicht nichtmehr dazu kommen, diesen krassen und bisher noch nie vollzogenen Stil-Schlenker ausreichend nachvollziehbar zu recherchieren in der Lage sein werden. * Die Klügeren unter Ihnen haben sicher schon bemerkt, dass ich mir im Laufe dieses Textes doch desöfteren schon erlaubt habe, die Erzählzeit zu wechseln, Ihnen sei gegönnt, dies explizit in Ihrer Dissertation über mich zu erwähnen * Zuhause alles wie immer. Lade die Bilder * Lightroom wurde unerwartet beendet * Ich wusste es! * Der Le Corbusier war doch ein Schroun * Neu starten * Alles weg? * Nein! * Alles da! * Ein Glück * So! * Jetzt noch ein Gläschen Rose´, Ade´! *

Anmerkung vom 2. Mai: Beim entwickeln der gestern geschossenen Bilder ist mir dann doch noch das eine oder andere eingefallen. Ich hab’s einfach hinzugefügt. Genauso wie ich nach und nach die entwickelten Bilder einfügen werde, damit ihr euch ungefähr vorstellen könnt, wie das gestern war. Viel Spaß!

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