Ólafur Elíasson – Innen Stadt Aussen 2010

by | 17. Mai 2010 | Texte | 1 Kommentar

Der Martin-Gropius-Bau zeigt schon seit dem 29. April Werke des dänischen Künstlers Ólafur Elíasson. Unter dem Titel Innen Stadt Aussen beherbergt das Museum mehrere Arbeiten des gebürtigen Isländers, die er zum Teil eigens für diesen Ausstellungsort entworfen hat. Zusätzlich sind erstmalig und vielleicht sogar exklusiv Modelle und Skizzen zu weiteren Großprojekten zu sehen.

Mit The Curious Museum zum Beispiel baut er aussen an dem Museumsbau verschiedene Situationen an, die die Wirklichkeit im Inneren von aussen verändern. Auf einem der Gerüste, die vor dem ersten Stock angebracht sind, hat er dazu Rollrasen ausgelegt, sodass beim Blick aus dem Fenster der Raum zunächst so wirkt, als läge er im Souterrain. Beim genauen Betrachten der Bäume und umliegenden Gebäude erkennt man jedoch, dass dieser erste Eindruck nicht stimmt.

© 2010 Ólafur Elíasson
Blick aus dem Fenster auf den Rollrasen und das gegenüberliegende Gebäude

Vor einem weiteren Fenster im ersten Stock, hat der Künstler in einigem Abstand zur Fassade einen großen Spiegel aufgehängt, sodass auch hier der erste und der zweite Blick in einen verwirrenden Widerspruch zueinander treten. Glaubt man zunächst, aus dem Gebäude hinaus zu schauen und die gegenüberliegende Fassade zu betrachten, irritiert einen doch plötzlich das eigene Spiegelbild. Innen ist aussen und umgekehrt. Wer schaut denn nun wen an? Wer blickt hinaus, wer hinein? Und wo bin ich?

Die Arbeit Mikroskop im Basement des Gropius-Baus, führt uns gleich aus dem verworrenen Aussen in ein verwirrendes Innen. Beweglich aufgehängte Spiegelplatten reflektieren immer wieder das Oberlicht des Innenhofes mit seiner Struktur, wodurch der Eindruck eines riesigen, begehbaren Kaleidoskops entsteht. Das Wabern, das durch die Schritte der Besucher auf dem schwingend aufgehängten Boden entsteht und sich auf die Spiegelplatten überträgt, betont die Fragilität dieser nicht nur optisch gewagten Konstruktion.

© 2010 Ólafur Elíasson
Kühne Konstruktion.

© 2010 Ólafur Elíasson
Einige Besucher im scheinbar endlosen Kaleidoskop

Im ersten Stock des Museums empfängt uns die Arbeit Multiple Shadow House, bei der eine Reihe von Projektoren verschiedenfarbiges Licht überlagern, sodass in der Summe eine weisse Fläche entsteht. Jeder Besucher, der sich nun durch den scheinbar leeren Raum zum Ausgang bewegt, unterbricht einzelne der Projektionen, wodurch die Summe, die Überlagerung gestört wird und dort wo eine einzelne farbige Lichtquelle fehlt, ein farbiger, komplementärer Schatten entsteht.

© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
Ein einzelner Besucher erzeugt eine Reihe von bunten Schatten.

Eine Weitere Arbeit, die Innen und Aussen auf den Kopf stellt und aus dem abgeschlossenen Museumsraum eine scheinbar unendliche Nebellandschaft macht, heisst Your Blind Movement. Mehrere Räume des Museums sind zu einer abgeschlossene Kammer verbunden, in der ein dichter Stearinnebel die Sicht stark einschränkt. Man sieht gerade mal die Hand vor Augen und bewegt sich vorsichtig und aufmerksam zugleich. Gerade noch rechtzeitig erkennt man andere Gestalten, die ähnlich wabernd, suchend durch das Ungewisse treiben. Bunte Lichter verstärken oder mildern den Effekt, je nach dem, was für ein Typ man ist.

© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
© 2010 Ólafur Elíasson
Verschwommene Gestalten geben Halt und helfen bei der Orientierung im endlosen Nebel.

In weiteren Räumen waren ausserdem noch ein paar Modelle seiner früheren Arbeiten sowie einige seiner Installationen zu sehen:

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© 2010 Ólafur Elíasson

Alles in allem wirkt die Ausstellung – trotz ihrer neuen Einblicke in das Werk des dänischen Künstlers – leider ein wenig überladen und gequält. Wie so oft setzen die Kuratoren des Gropius-Baus auch hier lieber auf Masse anstatt der Klasse des Werkes von Ólafur Elíasson zu vertrauen und den einzelnen Arbeiten die Aura einzuräumen, die diese vielleicht bräuchten. Die Räume sind überfordert, viel Spannendes findet in irgendwelchen Ecken statt und die einzelnen Großprojekte wirken in dem riesigen Bau – der leider gleichzeitig auch noch die bisher größte Frida-Kalho-Schau präsentieren muss – ebenso lieblos abgestellt wie die exklusiv gezeigten Modelle, die unter Speisekammerbeleuchtung auf improvisierten, wackeligen Tapeziertischen daherkommen wie aus dem Mülleimer gefischt. Wichtiger als die adäquate Präsentation der Werke scheint den Machern zudem eine ausreichende Anzahl an unqualifiziertem, unfreundlichem Sicherheitspersonal, dass durch die ständigen – wie man sieht sinnlosen – Ermahnungen, doch bitte nicht zu fotografieren, mehr Unruhe in die Ausstellung bringt, als dieser gut tut.

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