Das Weblog fängt noch gar nicht an.
Berlin, den 03. Juli 2008
Euch kann ich’s ja ruhig sagen: Die Sache mit dem Bloggen kam mir selbst unerwartet, ein Wenig so wie das mit Emil damals für Erich Kästner.
Eigentlich hatte ich einen ganz anderen Beruf erlernt. Einen Beruf, bei dem man seine Texte noch auf Papier ausdruckt oder als PDF sichert und sie dann Verlagen und Produzenten schickt, damit diese dann Bücher oder Filme daraus machen.
So richtige Bücher, die dann in Buchhandlungen liegen und später in den Regalen stehen, alphabetisch sortiert neben Kleist, Keller und Kluge, schlaues Papier auf dem gescheite Geschichten geschrieben stehen oder gescheiterte Gedanken, eng bedruckte Seiten voller Lebenserfahrung, Weisheit und Zuversicht. Oder richtige Filme eben, die dann in Kinos laufen und später im Fernsehen, mit richtigen Schauspielern oder zumindest mit richtigen Menschen, voller menschlicher Schicksale oder unmenschlichen Leids. Dramen, die die Zuschauer bewegen, die Kritiker erregen, Geschichten, die diese Welt und ihre Menschen ein Stück reicher machen und vielleicht auch ein Stück glücklicher.
Aber das ist gar nicht so einfach, es ist zumindest schwerer als ich dachte. Denn als Kulturschaffender, als Schriftsteller, als Dichter, als Autor, als Regisseur ist man nicht alleine auf dieser Welt und schon gar nicht im Kulturbetrieb. Lektoren, Verleger, Redakteure, Produzenten, Producer, alle wollen mitreden, mitentscheiden und nicht zuletzt mitverdienen an dem was man tut. Und da ich kaum selber weiss, wie man mit guten Geschichten schnell Geld verdient und da ich noch weniger weiss, wie das gehen soll, wenn einem beim kreativen Kulturschaffen ständig jemand reinredet, ist es dann schliesslich anders gekommen. Dabei war ich doch auf einem guten Weg. Die ersten Kurzfilme liefen auf Festivals, gewannen sogar Preise, die ersten Geschichten und Drehbücher wurden veröffentlicht, ich hatte sogar eine kleine Kolumne, in der ich mich alle zwei Monate über neue Bücher auslassen konnte. Ich hätte nur nachlegen, hie und da ’ne Schippe draufpacken müssen und der Laden hätte gebrummt. Und dann kam dieses Internet. Und alles kam anders.
Wahrscheinlich war es mal wieder zu einfach, geringster Widerstand, ausgetretene Pfade, old news, old school, old media. Das verrückte ist, dass ich noch nichtmal richtig sagen kann, wasmich so am Internet fasziniert hat, oder was mich immer noch daran fasziniert. Ich habe es schon oft versucht – und ich bin da sicher nicht der Einzige – aber, mal ganz ehrlich, schafft ihr das? Ich schaff das nicht, es in Worte zu fassen, vielleicht weil ich es an sich nicht fassen kann. Am Anfang waren es nur ein paar Menschen, Bekannte und Freunde, die unbedingt gerne ganz dringend eine schöne Webseite haben wollten, weil man das ja nun mal so hatte, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, auf der Schwelle zu einer neuen Zeit. Später kamen dann Firmen und Agenturen, die noch dringender noch schönere Webseiten haben wollten, so viele, dass sie sogar welche verkauft haben. Kurze Zeit später sagte einer was von Web zwei Punkt null, dann kam der Johnny Häusler mit seinem Spreeblick und noch ein paar andere mit ihrem jeweiligen ganz individuellen Blick über den persönlichen Tellerrand hinaus und irgendwie so kam das dann alles und hier sitz ich nun und kann nicht anders, als zu blogen (oder sagt man ‚bloggen‘?) – meine Rechtschreibkorrektur erkennt das Verb mit den zwei ‚g‘, dann wird das wohl stimmen.
Ich kann zwar immer noch nicht vom Schreiben leben, das hier ist ja auch nur ein Hobby, ich freue mich, wenn ich Zeit zum Schreiben finde, ich freue mich sehr, wenn ihr Zeit findet, das zu lesen, was ich hier schreibe und ganz besonders doll freue ich mich, wenn euch das gefällt, was ihr hier lest.
Vielleicht weil kultureller Content in der Blogsphäre ein wenig zu dünn gesät ist, vielleicht weil mich das Thema – neben meinem Beruf – am meisten interessiert, vielleicht weil ich über nichts anderes reden und schreiben kann, als über – ja, worüber eigentlich… Ich nenne es mal „Kultur im digitalen Zeitalter“ und halte mich jetzt auch nichtmehr lange mit Vorreden auf, sondern folge dem Credo des Social Web und jumpe in, mitten hinein, in das wozu wir hier angetreten sind, ins Schreiben.
Und wie ich’s anfing, will ich’s enden, mit Erich Kästners Worten, wenn’s genehm:
Vieles tun heißt vieles leiden,
Lebt, so gut es geht, von Luft.
Arbeit lässt sich schlecht vermeiden, –
doch wer schuftet, ist ein Schuft.
Viel Spaß beim Lesen, Euer Juergen