Die Dramaturgie von Liebesgeschichten ist einfach.
Boy meets Girl, sie verlieben sich, sie kriegen sich und dann kommen die Hindernisse. Klingt langweilig, isses meistens auch. Die wenigen großen, ewigen Liebesgeschichten haben diese Magie der Verzweiflung, die uns darin versinken läßt und uns wünschen macht, wir könnten ähnliches erleben.
Wer an ein Leben nach der großen Liebe glaubt, ist hier richtig, denn Biller ist ein Überlebender und erzählt in „Esra“ die magische und wenn auch nicht große, so doch ewige Liebesgeschichte eines Mannes, zu eben jener Esra, einer zerbrechlichen und ängstlichen Frau, die mit schlafwandlerischer Ziellosigkeit durch ihr Leben torkelt und Leser wie Hauptfigur immer wieder mit sich reißt. Sie ist ständig auf der Flucht vor ihren Männern, ihrer Mutter, ihrer Heimat, vor der Krankheit ihrer Tochter und nicht zuletzt vor Adam, dem ruhenden Pol in ihrer kleinen Welt, der nicht anders kann, als sie unaufhörlich zu lieben. Erzähler und Leser, werden immer wieder angezogen, eingesogen, aufgewühlt und dann, wenn alles gut zu werden droht, wieder verstossen.
Eben da liegt das Wesen guter Liebesgeschichten, in der Unerreichbarkeit des Glücks ebenso wie in der Flüchtigkeit des Augenblicks. Die Ruhe und Hingabe, mit der Biller sie uns erzählt, machen aus dieser Geschichte eine der ganz Großen.
Maxim Billers Roman „Esra“ ist 2003 bei Kiepenheuer & Witsch in Köln erschienen und wurde kurz nach Erscheinen mit einer einstweiligen Verfügung belegt, so daß er heute nicht mehr verkauft werden darf.
In diesem Sinne: Weiterlesen!