Was vom Sozialismus übrig blieb
Jetzt bin ich wieder da, und was muß ich sehen? Der Palast ist fast weg.
Scharfe Schuhe
Nicht nur Frauen haben einen Hau, wenn es um Schuhe geht. Ich auch.
Gestern – ich wollte mir zum Abschied aus Stuttgart noch schnell eines jener wunderbaren, leinengebundenen Notiz-Bücher kaufen, die sich so wunderbar geschmeidig blättern und trotzdem so wunderbar stabil sind und die es in Berlin nichteinmal bei Manufaktum gibt – war ich also im "Breuninger".
Für alle die noch nie in Stuttgart waren: Der oder das "Breuninger" ist ein recht großes Kaufhaus, auf das Stuttgart sich ’ne Menge einbildet und wo’s dann so Sachen gibt, die kein Mensch braucht und/oder kein Mensch bezahlen kann. Für die Berliner unter meinen Lesern: Der oder das "Breuninger" st so eine art teures KDW für Schwaben.
Da war ich also gestern im vierten Stock, in der Abteilung, die garantiert sämtliche Büro-Artikel führt, die man in einem Büro garantiert NICHT braucht. Und eben diese meine Lieblingsnotizbücher. Die haben da – ich schwöre bei dem Füllfederhalter mit dem ich mein Abitur geschrieben habe – als Stiftmäppchen getarnte Etuis, zur Aufbewahrung von zwei versilberten Edelstahl-Röhrchen. Eines der Röhrchen dient der Aufbewahrung einer einzelnen kleinen Zigarre und das andere fasst ca. 1 cl Flüssigkeit. Ich schwöre! Gut, in das Getränke-Rohrchen kann man sicher auch Fanta oder Sprite hineingeben aber wer zur Hölle schleppt eine einzelne kleine Zigarre und 1 cl Southern Comfort – oder sonstigen Schickeria-Fusel mit sich herum und tarnt dies auch noch als "Stifte"? Selbst den heimlichen Alkoholikern unter den Snobs oder den Snobs unter den heimlichen Alkoholikern traut man mehr Stil zu, als ihre Sucht hinter derlei überkandideltem Bourgeoisie-Schnickschnack zu verstecken.
All den Lesern, die hier nur wegen der unscharfen iPhone-Fotos gelegentlich mal hinsurfen sei gesagt: Leider ist es mir wegen der schummerigen Lichtverhältnisse und der dunklen Farbe der Etui-Hülle nicht gelungen ein verwertbares Foto von dem Schicki-Micki-Säufer-Etui zu machen. Da ich derlei Unsinns-Accesoires auch bisher noch nirgendwo anders gesehen habe, weiss ich auch nicht, ob es mir gelingen wird, dies nachzuholen.
Nun hatte ich mich also gerade von dem Schock erholt, der einen befällt, wenn man eines unschuldigen Dienstag-Nachmittags über derlei verquere Utensilien stolpert, als ich nichtsahnend die Rolltreppe hinunter fuhr. Mein Blick klärte sich gerade wieder von den Tränen, die ich eben noch gelacht hatte und plötzlich fielen mir DIESE SCHUHE ins Auge.
Von über 60 EUR auf knappe 30 reduziert, da hat man als Schwabe keine Wahl. Da gibt’s auch kein "hässlich". Und was Zinedine Zidane kann, kann ich schon lange, zumindest modemässig.
Nun hab ich also neue Schuhe, sie sind von Nike und silber und aus 100% Vollplastik und ich liebe sie sehr. Fast so sehr wie meine ersten eigenen Turnschuhe, die ich einmal als Kind geschenkt bekam.
Das war so: Ich war neun und wir lebten noch ich Temeswar. Das liegt in Rumänien und 1980 in Rumänien echte Adidas-Turnschuhe zu haben, war eine kleine Sensation. Ich wachte also eines Morgens auf und neben meinem Bett standen diese Schuhe. Sie waren weiss und die äußeren der beiden Adidas-Streifen waren blau, der mittlere war rot. Die Fläche zwischen den Schnürsenkeln und der Fusspitze war mit regelmässig angeordneten kleinen Löchern versehen und die graue Sohle zog sich bis hoch über die Fußspitzen. Ich hatte noch nie solche Schuhe gesehen und wenn man das heute auch nicht für möglich hält, es waren echte Adidas, denn diese Schuhe wurden damals wie heute in der Lederfabrik meiner Geburtsstadt Temeswar angefertigt.
Wie dem auch sei, ich habe diese Schuhe damals so sehr geliebt, dass ich sie eine geschlagene Woche nur in der Wohnung und sogar nachts im Bett getragen habe. Seitdem hab ich einen Hau – was Schuhe angeht..
Ich bin dann mal weg!
Morgen endet mein kurzes berufliches Gastspiel in Stuttgart. Deswegen gibts heute hier Kekse.
Wieso? Weshalb? Warum? Vielleicht später mal ausführlich…
Á la maison
Am schönsten ist der Berliner Sommer, so wie hier, kurz nach dem Regen, wenn sich die Sonne wieder heraus traut.
Das Maison de France – von aussen besser als sein Ruf.