Deutschland. Ein Alptraum
Würde Leni Riefenstahl noch leben, sie wäre bestimmt mächtig stolz auf Sönke Wortmann.
Ein Volk von Fans, ein Reich von Helden, ein Führer von Kalifornien und am Ende der Triumph des Willens. Naja, fast…
Jedesmal wenn Sönke Wortmann – woher auch immer – Geld für sein nächstes künstlerisches Desaster bekommt, beschleicht einen so eine Vorahnung. “Das wird bestimmt wieder genau wie letztes Mal, ” denkt man “denn schlimmer kann es ja nicht kommen.” – bis man den Film sieht, dann weiß man… es kann.
Schon mit dem Werk “Das Wunder von Bern” beweist Wortmann, was wir alle schon lange befürchtet haben: er ist ein Fanatiker und über seinem Fanatismus vergisst er nicht nur seinen Beruf, er vergisst alles.
So wie schon Leni Riefenstahls Herrenmenschenfilme nicht ein – ohnehin als unmündig angesehenes – Publikum im Visier hatten, so zielen auch die letzten beiden Werke Wortmanns einzig und allein auf die Aufmerksamkeit und die Anerkennung des Führers. Es wird sogar berichtet, Gerhard Schröder habe bei der Premiere des Filmes “Das Wunder von Bern” geweint.
Für die Dreharbeiten zu seinem neusten Endsieg-Epos, welches gestern – am Tag der Deutschen Einheit – Premiere hatte und nun wohl den Titel “Deutschland. Ein Sommermärchen” trägt, hat ihm der größte Trainer aller Zeiten erlaubt, im Führerbunker ganz nah dabei zu sein.
Indiskretion bis zur Geschmacklosigkeit, Handkamera bis zum Erbrechen und jede Menge Blitzkriegrhetorik, naja, ganz ehrlich, was hatten Sie erwartet?
Daß der Film nun trotz fehlenden Endsieges in die Kinos kommt beweist, daß Sönke Wortmann von Dramaturgie noch weniger versteht als von Fußball. Speichellecker aller Genres, vereinigt Euch!
Was wohl Oscar Wilde dazu sagen würde? Vielleicht: “Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht der Versager.”