Maria, ihm schmeckt’s nicht! – von Jan Weiler
Essen, das wissen wir schon längst, ist in Italien weit mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das Auftischen und Verzehren von Speisen aller Art ist in italienischen Familien Statussymbol, Zusammenhalt, Trost, Angeberei, Ritual und Lebensmittelpunkt und was am schönsten ist, meist alles zugleich. Vor allem Gäste aus dem Ausland will man nicht mit leeren Händen und schon gar nicht mit leeren Tellern empfangen. Und da in Italien ja praktisch immer einer irgendwo zu Gast ist, wird eben bei jeder Gelegenheit gegessen, gegessen, gegessen.
„Was die Ernährung angeht, so ist es absolutes Wunder, dass dieses Land noch existiert…“ stellt Jan Weiler ebenso ironisch wie einfühlsam in seinem Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ fest.
Als der Ich-Erzähler eine Halb-Italienerin heiratet, kommt mit seiner Frau auch deren „Sippe“ und mit der Sippe auch das Auftischen und Verzehren diverser Köstlichkeiten in sein Leben. In dem Roman, in dem es bei Weitem nicht nur ums Essen geht, auch wenn dies immer wieder eine charmante aber unbarmherzige Rolle spielt, geht es oft lustig und albern aber eben auch nachdenklich und liebevoll zu.
Die Hauptfigur Antonio Marcipane kommt in den sechziger Jahren als Gastarbeiter aus seiner italienischen Heimat nach Deutschland. Das ist zwar nicht New York, wohin er viel lieber gegangen wäre, aber immerhin ist es weit genug weg von der kleinen Stadt im Apennin, in der er geboren wurde und aufgewachsen ist und vor allem weit genug weg vom italienischen Militär, von dem er sich nicht herumkommandieren und -schikanieren lassen wollte.
Stattdessen, und das ist die Tragik dieses Buches, wird er sich in seiner neuen „Heimat“, die ihm nie die alte ersetzen, ihn aber auch nie so richtig in die Arme schließen wird, von ganz anderen beschimpfen, herumschubsen und schlecht behandeln lassen müssen. So lange bis auch das ihm nichts mehr ausmacht, denn Antonio, und das ist das Pfund, mit dem der Autor charmant zu wuchern versteht, ist mit einer Menschenliebe und Lebensfreude gesegnet, die nicht nur ansteckend sondern auch geeignet ist, dem Leser zuweilen die Tränen in die Augen zu treiben.
Denn wie immer, wenn einer fort geht, von da wo er geboren wurde, weil er eben musste oder weil ihm die Welt, wie er sie kannte, zu klein geworden war, wenn einer nie richtig ankommt im „gelobten Land“ – wie auch immer dies nun heißen mag – mischt sich das Motiv der Rührung in scheinbar banale Lebensgeschichten. Und eben diese eine so ganz ohne Mitleid und gar nicht von oben herab ganz wunderbar erzählt zu haben, genau das ist der große Verdienst dieses kleinen Buches.
In diesem Sinne: Weiterlesen!