Wenn ich mir vorstelle, das stimmte alles gar nicht, was du mir da erzählt hast, an deinem Geburtstag, auf der Insel der Jugend, und auch dass sie seitdem Insel der Liebenden heißt, bilde ich mir nur ein, all die Worte, Gesten und Berührungen in den Wochen davor, in unseren Tagen und Nächten seit der re:publica, alles nicht echt, alles nur Floskeln, so wie man einem Kind, während man ihm sanft über den Kopf streicht, versichert, das alles gut werden wird, oder das mit den Gefühlen, dem Verliebtsein, dem Kopf-Herz-Bauch-Ding, alles nur geschwindelt, alles gar nicht wahr, das süße kleinen Herz aus Knetmasse, auf das ich gut aufpassen soll und das wunderbare Kinderbuch , das Konfetti, dein Steckbrief und der Zettel mit der Frage, ob ich mit dir gehen will, alles nur ironische Zitate, die uns an die Zeit auf dem Schulhof erinnern sollen, die Zeit, als von diesen Dingen die Welt abhing, weil wir dumm oder verzweifelt genug waren, uns hilflos und hoffnungslos in unsere Sehnsüchte zu verlieren, das mit dem noch-nie-so-wie-mit-dir oder dem der-einzige-mit-dem, alles nur Blendwerk, das mich vor der Angst bewahren soll, das alles unausweichlich enden wird, das du das jedem erzählst, um dir einzureden, dass Gefühle niemals enden und wo Gefühle sind, da schlägt ein Herz – ja, so stell ich mir das vor und auch die Küsse, die mich mit Haut und Haar verschlangen, die Blicke, die Umarmungen, die ewigen Momente, bevor du meine Hand aus deiner gleiten lassen konntest, waren alles nur geschickte Reflexe, langjährigem Training sei Dank, dann ist das alles gar nicht so schlimm. Dann tut das alles gar nicht weh.
Da es aber nicht so ist, da deine Gefühle aufrichtig sind und deine Gesten echt, ganz frei von Furcht und Erwartungen, ohne die Schatten enttäuschter Liebe oder die Entbehrungen verlorener Jahre, da deine Beteuerungen jeglicher Berechnung entbehren, deine Bekenntnisse mir und keinem anderen gelten, da deine Seele endlich wieder frei und dein Lächeln wieder echt ist, dein Herz tanzt, deine Empfindungen frisch und fröhlich sind und ganz ausschliesslich auf mich gerichtet, da es also deswegen nur logisch ist, dass wir uns nie wieder sehen, uns niemals wieder in den Armen liegen werden, dass nichts jemals wieder so sein wird wie in den letzten Wochen, wir nie mehr gemeinsam auf einer Wiese sitzen und den Moment genießen werde und die Erinnerung an uns irgendwann nur noch ein Spuk sein wird, der vor sich hin verblasst, wie ein altes Foto, auf dem man eines Tages nicht einmal mehr die Gesichter erkennen wird, die uns sagen könnten, wie wir einmal waren, da dies also so einfach ist, legt der Galeriebesucher das Gesicht auf die Brüstung und wie in einem schweren Traum versinkend, weint er, ohne es zu wissen.
Keine Pointe.