Und ich sage euch, es begab sich also im Land der Auslandseinsätze und Banken-Rettungsschirme zu einer Zeit – nicht erschrecken liebe Leser, aber um das hier glaubwürdig zu gestalten, muss ich den väterlich-öligen Oberlehrer-Ton, den die Autoren der Bibel zuweilen anklingen lassen, halbwegs fehlerfrei imitieren – da eine gewisse Frau mit Namen Margot Käßmann (geborene Schulze) das hohe Amt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) innehatte, dass eine schwere Zeit der Missgunst und der Undankbarkeit über unser Land kam. Missgunst auf der einen und Undankbarkeit auf der anderen Seite, ich nenne es mal, ‚Die bleierne Zeit der beleidigten Leberwürste‘.
Plötzlich waren alle trunken vor Glück, dass es nun also im Land der Steuersenkungen und Kopfpauschalen, in dem schon seit einigen Lenzen – oder sagen wir lieber bitterkalten Wintern – eine Frau (und Protestantin) das höchste Regierungsamt innehatte, nun einer weiteren Frau (und Protestantin) gelungen war, sich mit viel Güte und Verständnis an die Spitze einer der staatlich anerkannten Sekten des Landes hochzulavieren, allen voran Frau Käßmann (geborene Schulze) selbst.
Da es aber im Land der Linksblinker und Rechtsüberholer nicht nur verboten sondern darüber hinaus auch noch gefährlich ist, sich trunken hinter das Steuer eines Kraftfahrzeuges und damit auch noch in den Straßenverkehr zu begeben, begab es sich also weiterhin, dass Frau Käßmann (geborene Schulze) trunken vor Glück und wohl auch von etwas Rotwein eine rote Ampel übersah und von der Polizei angehalten wurde. Als am nächsten Morgen die Ernüchterung einsetzte, sah die rasende Pastorin (und Protestantin) Glaubwürdigkeit und Würde ihres hohen Amtes beschädigt und trat zurück. Zermürbt vom Unverständnis und dem schweren Verlust prägte der Volksmund, dessen althergebrachte Aufgabe es ist, komplizierte Zusammenhänge in wenigen einfachen Worten zu umschreiben, den Begriff „Die Käßmann machen“ als Metapher für die verfrühte, überstürzte, hysterisch-beleidigte oder gar völlig ungerechtfertigte Niederlegung eines wichtigen hohen Amtes. In Köln sagt man „sisch verpisse[n]“.
Soweit der erste Akt. Mann, mann, mann, dieses schmierige Gesülze ist ganz schön anstrengend, ich hoffe, sie sind noch wach…
Zweiter Akt: Oslo/Berlin.
Keine 48 Stunden nachdem ein süßes junges Ding aus Hannover – Name: Lena (geborene Meyer-Landrut) – mit viel Sonne im Herzen und einem verdammten Ohrwurm auf den Lippen für uns in Oslo die Europameisterschaft im Schiefsingen gewonnen hatte, erklärte am 31. Mai 2010 um 14:30 Horst Köhler (nein, NICHT Gildo Horn, der ANDERE Horst Köhler – obwohl ich zugebe, dass dies meiner Geschichte eine gewisse Würze verliehen hätte) seinen „sofortigen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland“.
Was war passiert? Bundes-Hotte – bitte entschuldigen sie an dieser Stelle meinen frech-saloppen U-20 Jargon aber ich bin im Lena-Akt und die redet nun mal so… – von dem ich VOR seinem Rücktritt so lange nichts mehr gehört hatte, dass ich dachte, er wäre schon an die Körperwelten-Ausstellung ausgeliehen worden, hatte beim Umsteigen aus einem Flugzeug in eine anderes einem zufällig anwesenden Journalisten einen viel zu langen, sehr umständlichen und völlig sinnfreien Satz ins Aufnahmegerät geschwäbelt. Da nun auch noch die Regierung nicht regiert sondern schwafelt, hat die Opposition viel Zeit zum Radiohören und eine blühende Fantasie hatte Jürgen Trittin ja schon immer – ich sage nur Atom-Ausstieg. So konstruierte also der sympathische Umweltschützer und Fraktionsvorsitzende aus den undeutlichen Wortfetzen unseres obersten Befehlshabers verfassungswidriges Ansinnen – irgendwas mit Krieg aus wirtschaftlichen Interessen.
Da es offensichtlich nicht allzu viel zu dementieren gab, setzte der gescholtene daraufhin sein Beleidigte-Leberwurst-Gesicht auf, trat vor die Presse und verkündete tief getroffen seine fristlose Kündigung an sein Volk. Er sah die Würde seines Amtes beschädigt, und machte die Käßmann (geborene Schulze), sie kenne das…
Und wie wird da jetzt ein Schuh draus? Warten sie es ab! Dritter Akt:
Nicht einmal 24 Stunden waren die harten Worte des Ex-Bundespräsidenten verhallt, da begann die Journaille schon mit der Suche nach einem würdigen Nachfolger oder – wie in unserem Fall die WAZ – einer NachfolgerIn.
Margot Käßmann(Geborene Schulze) (und Protestantin) – und hier, liebe Leser, schliesst sich der Kreis – solle übernehmen! – Lesen Sie mehr…
Eine repräsentative Umfrage unter den 5845 Lesern des sympathischen Nachrichtenportals sieht die gestrauchelte Verkehrssünderin weit vor Frau von der Leyen, Peer Steinbrück oder Gesine Schwan.
Auch wenn letztere rein sprachlich meine erste Wahl gewesen wäre (BILD-Titel: „Deutschland hat noch einmal SCHWAN gehabt“) kann auch ich mich nicht den Vorzügen verschliessen, die Frau Käßmann (geborene Schulze) für dieses Amt qualifizieren.
Den fürsorglich-altväterlichen Köhler-Ton hat sie als Pastorin (und Protestantin) ja sicher schon super drauf, als BischöffIn hat sie gelernt, ein sinnloses Amt mit Würde auszufüllen und als BundespräsidentIn von Gottes Gnaden müsste sie in Zukunft nichteinmal mehr selbst fahren, nachdem sie den Messwein ausgetrunken hat. Und wenn es eng wird im Amt oder öde, langweilig gar oder falls jemand ihre Äusserungen kritisiert oder ihren Fahrstil oder ihre Garderobe, wenn sie nichts mehr zu sagen hat oder niemand ihr mehr zuhört, ganz egal, wenn die oberste Repräsentantin der Republik eines Tages nicht mehr will, amtsmüde ist oder beleidigt, dann weiss sie ja, wie man die Käßmann macht.
In diesem Sinne: Weiterlesen!