Die Berlinale hat begonnen, zehn wahnsinninge Tage voller Figuren, Geschichten und Ereignissen. Zehn Tage Ausnahmezustand, zehn Tage Dunkelheit, zehn Tage viel zu viele Filme aber auch zehn Tage Glanz in unserem sonst so bescheidenen Berlin.
Heute war’s erstmal tragisch, dramatisch und versaut.
Irgendwo in Finnland wünscht eine Frau sich dringend ein Kind.
Irgendwo in Laos wird eine Familie auseinandergerissen.
Mitten duch Bulgarien, Mazedonien und Albanien wird eine Autobahn gebaut, die das Schwarze Meer und die Adria verbinden soll.
Irgendwo in Amerika versucht ein Schüler von Sigmund Feud mit vorgetäuschten Orgasmen Krebs zu heilen.
Irgendwo in China erkrankt ein fünfjähriges Mädchen an Leukämie.
Dafür bin ich morgens um halb sechs aufgestanden, aber es hat sich gelohnt!
Die Finnische Frau ist Gynäkologin und wird von ihrem Mann mit einer jüngeren betrogen, die Frau aus Laos – hier lautet der Filmtitel „Betrug“ – erfährt, nach 25 Jahren, dass ihr Mann noch lebt, eine neue Frau und zwei weitere Kinder hat, die Bürger Mazedoniens fühlen sich ebenfalls betrogen, denn der Bau der Autoban kostet genauso viel wie ein ganzer mazedonischer Jahreshaushalt, vorgetäuschte Orgasmen zähle ich mal zum Selbstbetrug und um ihr gemeinsames Kind zu retten, müssen die beiden geschiedenen Eltern des Leukämie-Mädchens aus China ihre jeweils neuen Ehepartner betrügen.
Die finnische Gynäkologin – grade 40 geworden – nimmt einen neuen Namen an und verbringt erstmal eine Nacht mit einem 22-jährigen deutschen Studenten, der ausgerechnet Uwe heißt, die Frau aus Laos musste bei der Flucht ihre beiden älteren Kinder zurücklassen und lebt nun mit den restlichen fünf seit mittlerweile 30 Jahren in Brookly / New York, den Autobahn-Bauern geht weit vor der Mazedonischen Grenze das Geld aus Brüssel aus, in den siebziger Jahren reichte es völlig, ein wenig angestrengt zu keuchen, um einen Orgasmus vorzutäuschen und chinesischen Frauen ist es bei Strafe verboten, mehr als zwei Kinder zu haben, chinesichern Männern aber nicht. Ausserdem sieht es lustig aus, wenn Chinesen unter der hochgezogenen Decke einen Orgasmus vortäuschen.
Was war noch? Ach ja:
Folgerichtig betrug mein Konsum am Ende des Tages
- vier halbe Sandwitches, teils mit Salami, teils mit Kochschinken, Käse, Gurke und Senf – selbstgemacht versteht sich
- ein kleine Apfel
- acht Zigaretten
- 1,5 Liter Evian
- drei große Milchkaffee
Jetzt muss ich aber schnell schlafen, denn auch morgen ist wieder ein neuer Tag auf der 58. Berlinale.
Gute Nacht!