Seit er 1992 auf der Documenta IX ein riesiges Loch in den Boden vor dem Kasseler Staatstheater graben lies, ist Anish Kapoor auch in der deutschen Kunstszene ein Star. Seinen wuchtigen, oft mehrere Tonnen schweren Arbeiten, wohnt eine Leichtigkeit inne, die gleichzeitig erdet und beflügelt. Noch bis zum 24. November sind seine Werke im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen. Ich war natürlich da und… durfte natürlich wieder nicht fotografieren. ;)
Wie so oft im Gropius-Bau ist auch diese Ausstellung ein wenig lieblos kuratiert. Die Kunst stapelt sich beinahe in den an sich doch ausreichend großen Räumen, weil man der Klasse nicht vertraut, wird der Besucher mit Masse erschlagen. Teilweise wünscht man den einzelnen Werken mehr Raum, mehr Luft, mehr Atmosphäre und weniger Aufpasser.
Die Ecke aus schwarzem Pigmentstaub beispielsweise – eine leichte und doch tiefgründige Zitat-Hommage an Joseph Beuys – quetscht sich fast unscheinbar zwischen einen Durchgang und ein Warnschild. Fast möchte man sie befreien und ihr einen eigenen, ausreichend großen Saal spendieren, in dem sie unendlich tief und stumm ihre Magie entfalten kann. Und nebenan eine neun Meter hohe Glocke aus rotem Wachs, unermüdlich umrundet von einer Schablone aus Stahl, hineingepfercht in den Museumsbau, fast erdrückt von vielen kleinen Arbeiten aus der gleichen Serie, allesamt gut – sicherlich – aber zu viel, viel zu viel.
Einzig die zentrale Installation Sinfonie für die Sonne
im Atrium des Gebäudes wirkt, als wäre sie am richtigen Ort.
Änhlich wie bei Ólafur Elíasson gelingt es dem Gropius-Bau wieder nicht, Land Art, Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum angemessen erlebbar, erfahrbar und anschaulich in ein Musem zu holen. Auch nicht mit den Skizzen und Etuden, die zum Teil noch nichtmal als solche erkennbar sind. Trotzdem ist die Ausstellung sehenswert, sogar ein Must, denn so nah kommt man der Sonne selten!