Tag 5 – viel Schmutz, wenig Weisheit
„Über den Berg“ bedeutet, wir nähern uns dem Ende. Heute ist Mittwoch, ich muss also nur noch drei Mal früh aufstehen, nur noch drei Mal morgens frieren.
Für heute hab ich mal nur fünf Filme ausgesucht, auch meine Kräfte nähern sich dem Ende, weswegen ich auch nur über vier davon berichten werde…
Mit Sleep Dealer hätte mich also heute ein weiterer Film aus Mexiko äußerst verwirrt zurück gelassen. So schön die Vorstellung sein mag, dass vielleicht einmal die Zeit kommt, wo das wertvollste unsere Erinerungen und Träume sein werden, umso bescheuerter die Idee dieses Films, was wir dann daraus machen würden. Schade!
Sag mir, wo die Schönen sind rettet, zumidest für die laufende Berlinale, die Ehre des deutschen Dokumentarfilmes. 18 Jahre nach einem Schönheitswettbewerb in der damaligen DDR macht sich der Film auf die Suche nach einigen der Teilnehmerinnen und will wissen, was aus ihnen geworden ist. Die Neugier und die Hartnäckigkeit werden mit unterhaltsamen und wunderbaren Erkenntnissen belohnt. Danke!
Standard Operating Procedure wiederum nähert sich – ebenfalls dokumentarisch – den Folterungen irakischer Gefangener durch amerikanische Soldaten in dem Gefängnis Abu Ghraib. Sich in einem solchen Fall als Autor neutral zu verhalten ist nicht leicht – sehr wohl weiss ich das. Schade nur, dass das einzige, was der Film bei mir hinterläßt, die nicht besonders neue Erkenntnis ist, dass der Ehrliche immer der Dumme ist, zumal in diesem Fall DIE Ehrliche – die Soldatin, die den Vorfall gemeldet hat, nachdem sie sich willfährich daran beteiligt hatte – tatsächlich nicht durch ihre besonders hohe Intelligenz aus der erbärmlichen Masse der anderen gehörten Militärangehörigen herausragt. Ein misslungener Versuch einen politisch korrekten Film zu machen. Leider nicht gut!
Die Rettung für den Tag bringt mal wieder der Abend. Nachdem ich fast eine Stunde in der erbärmlichen Kälte des Berliner Winters rund um den Zoo darauf gewartet habe, dass sich alle, die NUR gekommen waren, um Madonna zu sehen, wieder beruhigen, konnte ich endlich in den Zoo-Palast, um Filth And Wisdom, Madonnas ersten Film zu sehen. Auch wenn man das eine oder andere Mal noch ein wenig das – übrigens sehr gelungene – Drehbuch rascheln hörte und besonders eine Figur für die ansonsten so liebevoll arranigierten Situationen ein wenig zu geschminkt war, hat der Film viel Charme, einen geistreichen Humor, wunderbare, liebevolle Klischees und in knapp 90 Minunte mehr grossartige Momente als das Gesamtwerk von Guy Ritchie. Toll!
Was fehlt? Ach ja…
- eine Brezel
- drei grosse Milchkaffee
- ein Reis mit Gemüse
- sechs Zigaretten
- ein Liter Evian
und um meine charmante Sitznachbarin davon zu überzeugen, dass ich nicht wegen Madonna sondern NUR wegen des Filmes gekommen war
- zwei Mojito
Danke Beate, schlaf gut!