Tag 2 – Kunst, Musik und Mexiko
Ein wenig ratlos hinterließ mich der Beitrag aus Mexiko LAKE TAHOE, mein erster Film des heutigen Tages. In langen, elegischen Einstellungen erzählt der Film das gelangweilte Hin und Her seines Protagonisten, eines 16 jährigen Jungen, der gerade seine Vater verloren hat, worüber er aber kaum Emotionen zeigt. Mein Sitznachbar wollte wissen, „was lernen wir aus dem Film?“ Ich sagte „Nichts! Zu wenig Licht im Gesicht und abgeschnittene Köpfe konnte ich schon im ersten Studienjahr.“
Da der Film durchaus einen eigensinnigen Stil hat, leider jedoch keine Geschichte erzählt, wäre er in Panorama wesentlich besser aufgehoben gewesen.
In 1000 Journals erzählt die deutsche Regisseurin Andrea Kreuzhaage die Geschichte eines Kunstprojektes, das noch nicht beendet scheint. Im Jahr 2003 schickt ein amerikanischer Grafiker, der sich selbst „Someguy“ nennt, 1000 leere Bücher in die ganze Welt, um von den unterschiedlichsten Menschen gestaltet zu werden. Nur ein Buch ist bisher wieder bei ihm angekommen. Der Film macht sich nun auf die Suche nach den Menschen, die in den unterschiedlichen Büchern ihre Spuren hinterlassen haben.
Julia, grandios gespielt von Tilda Swinton, ist Alkoholikerin. Nachdem sie gefeuert wird besteht ihr Alltag nur noch aus Schnaps und komatösen Gelegenheitsficks mit ebenso hoffnungslosen Typen, die sie in irgendwelchen Bars aufreisst. Ausgerechnet bei den Anonymen Alkoholikern lernt Julia eine junge Mexikanerin kennen, die ihr Geld verspricht, wenn Julia ihr bei der Entführung ihres Sohnes hilft. Julia wittert eine Gelegenheit, legt die Frau aufs Kreuz und endet mit einem verstörten Neunjährigen im hoffnungslosen Tijuana, wo nichts gutes auf sie wartet.
Tilda, ich will ein Kind von Dir!
Der beeindruckende Dokumentarfilm WITH GILBERT AND GEORGE ist das dankbare Resultat von 20 Jahren Film- und Kunstarbeit sowie grenzenlosem Vertrauen der beiden Protagonisten zueinander und zum Macher des Filmes, der das eigenartige Künstlerduo Gilbert And George von London aus in die Welt begleitet. Schreiend bunt, britisch komisch und äußerst sehenswert.
Das auch schon nach zwölf Jahren ein eindrucksvoller und sehr intimer Dokumentarfilm entstehen kann beweist PATTY SMITH – DREAM OF LIFE, der die amerikanische Sängerin in ihrem Alltag und bei ihrer Rückkehr auf die Bühne beobachtet. Der in nostalgischem Schwarz-Weiss gehaltene Film zeigt sehr charmant, daß Patty Smith, wie sie selbst sagt, nichts zu verbergen hat. WOW! Patty Smith hat aus zehn Metern Entfernung zu mir gesprochen… Ich will aber trotzdem lieber ein Kind von Tilda. Patty hat ja schon zwei.
Der heutige Konsum:
- vier halbe Sandwitches, teils mit Schinken, teils mit Käse
- ein Liter Evian
- vier große Milchkaffee
- ein Croissant
- 13 Zigaretten
Bin schon gespannt auf morgen, gute Nacht!