M6 und die Suppe ohne Tomaten

by | 5. Sep 2012 | Texte

In der Onlineausgabe der New York Times wird heute darüber berichtet, was amerikanische Betreiber gehobener Gastronomie so alles über ihre Gäste wissen. Dem Artikel von Susanne Craig nach zu urteilen, speichern New Yorker Restaurants die Vorlieben und Schrulligkeiten ihrer Gäste in ihrem Computern und da man in gehobene Restaurants in New York eh nur mit Reservierung reinkommt, wissen nach dem „Einchecken“ die Tischkelner dann bestens über ihren jeweiligen Gast Bescheid. Ob man sein Wasser mit oder ohne Kohlensäure mag, ob man in der Nähe wohnt oder in einem anderen Stadtteil, ob man regelmäßig kommt oder eher sporadisch und wann man welche Ereignisse feiert. So bekommt der schräge Millionär, der Pommes mag, diese als Überraschung zum Geburtstag serviert, obwohl das edle Restaurant so etwas Profanes wie Pommes gar nicht auf seiner Karte hat. Highly personalized hospitality nennt man das Konzept, bei dem der Gast einen Wunsch nur noch ein Mal äußern muss, danach ist er für immer im Restaurant-Computer gespeichert.

Ich hatte ja die letzten drei Monate Elternzeit und war also weder im Büro noch bei TuBi, meinem bevorzugten vietnamesischen Restaurant in der Leibnitzstraße. Gestern war es dann schliesslich soweit. Mittagspause, Hunger, also nichts wie hin, zu TuBi…

Kaum hatte ich mich hingesetzt, zwinkerte mir die freundliche Bedienung zu. „Wie immer? M6 und die Suppe ohne Tomaten?“

Hühnersuppe mit Kokosmilch, Pilzen und Zwiebeln ohne Tomaten

Ich musste nur zustimmend lächeln und keine zwei Minuten später hatte ich meine Hühnersuppe mit Kokosmilch, Pilzen, Zwiebeln, Zitronengras… aber eben OHNE Tomaten, so wie ich es mag. Ganz ohne Reservierung und Computer. That’s Berlin, baby, forget New York!

Gebratenes Hühnerfleisch mit Gemüse & Chili in Kokosnussmilch

Unnötig zu erwähnen, dass auch das gebratene Hühnerfleisch mit Gemüse, Zitronengras, Curry & Chili in Kokosnussmilch vorzüglich war. Schön zu wissen, dass ich mein geliebtes Charlottenburg nicht zu verlassen brauche, um wie ein König behandelt zu werden. Highly personalized hospitality eben.

Kommentare sind geschlossen.