Die Welt zu Gast bei Juergen

Mach' ein Bild von der Welt, eh' sie vergeht!

Bombenstimmung!

„Wenn man in ein Flugzeug steigt, sollte man auf jeden Fall immer eine Bombe bei sich tragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass EINE Bombe an Bord ist, ist schon sehr gering, die Wahrscheinlichkeit, dass ZWEI Bomben an Bord sind, ist hingegen sehr viel geringer.“

Dieses Zitat von [Laurie Anderson] – man mag mich gerne korrigieren – für das ich auch leider keinerlei Beweis in dem von mir einsehbaren Teil des Internets finde – wurde in Zeiten meiner späten Jugend immer gern kolportiert, wenn es darum ging, Statistiken, soziologische Erkenntnisse oder absurde Einschnitte in Privatsphäre und persönliche Freiheit infrage zu stellen oder zu karikieren. Und ich habe es gern benutzt, um meine Sicht auf bestimmte Aspekte des Themas „Empirische Bewiskraft willkürlicher Behauptungen“ zu illustrieren. Ich liebte daran stets die absurde Ironie, die in der Aussage steckt und die beim – hoffentlich genaueren Nachdenken – dazu führt, dass man sich dem einen oder anderen Thema vielleicht objektiv oder wenigstens von einem anderen Standpunkt aus zu nähern bereit ist. Aber das hier geht zu weit.

Was tun, wenn das Kind unbedingt zum #FCB will?

Stefanie Fiebrig alias @rudelbildung

Stefanie Fiebrig alias @rudelbildung bei ihrer Lesung in der FC Magnet Bar in Mitte

Die wunderbaren Texe und Fotos von @rudelbildung kannte ich bisher nur aus ihrem Blog. Wobei mich in ihren Bildern vor allem die großartige Nähe zu den von ihr portätierten Spieler und Besucher diverser Fussballspiele ganz besonders beeindrucken.

Stefanie Fiebrig – so heisst der Mensch hinter den Bildern und Geschichten – hat nun ein Buch veröffentlicht, in dem sie von sich, ihrer Liebe zum Fussball, zu ihren Kindern und nicht zuletzt zur Fotografie berichtet.

Dass sie gestern Abend ausgerechnet in meiner Stammknaipe, der FC Magnet Bar in Berlin Mitte, aus ihrem Buch las, gab mir die Gelegenheit, sie persönliche kennezulernen.

Dankbar bin ich vor allem für die Erkenntnis, dass die Begeisterung für den Fussball und die Liebe zu (s)einem Verein keineswegs das klischeehafte Privileg alleinstehender Männer ist, sondern durchaus Teil einer gleichberechtigten, erwachsenen Beziehung sein kann. Am meissten berührt hat mich der Text über eine Mutter, die ihren Sohn – so scheint es – an den FC Bayern verloren hat und gerade deswegen – weil ihr Kind unbeirrt seinen Weg geht – so unbeschreiblich stolz auf ihn ist, wie wir alle – wenn ich mir das wünschen darf – auf unsere Kinder stolz sein sollten, wenn sie unbeirrt das tun, was sie sich ausgesucht haben, egal ob es uns gefällt, oder nicht. Die Antwort auf die ein wenig provokante Frage im Titel dieses Textes lautet also: Es hinfahren!

Vielen Dank für diesen Text und vielen Dank für dieses Buch!

Kauft es, lest es und lasst euch mitreißen von der unglaublichen Liebe zum Fussball und zum Leben, die in diesem kleinen und zauberhaften Buch steckt!

Coming Home

Bei manchen Menschen, so heißt es, sei das Sterben wie nach Hause kommen. Clara zum Beispiel hatte ein kleines Leben gelebt, ein bescheidenes und trotzdem ein schönes. Oft hatte sie an den Tod gedacht, vom Tod gesprochen und manchmal, jedoch niemals ernsthaft, hatte sie sich gewünscht, tot zu sein. Wenn sie daran dachte, war es eher der Tod der Eltern als der eigene oder der der Schwester, denn auch sie mochte wohl umgekommen sein, jedoch nie der von Pavel, denn sie hatte sich verboten, an Pavel zu denken. Ja, sie hatte es sich verboten, und sie war ein wenig stolz auf sich, denn fast hätte sie es geschafft. Sie hatte sich geschworen, sie würde ihn nie vergessen, nur dürfe sie nie an ihn denken oder von ihm träumen oder sich sein Gesicht vorstellen. Beinahe zweiundsechzig Jahre hatte sie es geschafft, mit ihren Gedanken geschickt und trotzdem liebevoll um ihn herumzuschleichen, bis drei Tage vor ihrem Tod.